Der neue Glossenhauer
Dieser Oktober!
Immer dasselbe mit ihm: Kaum sind die Alkoholleichen von der „Wiesn“ weggekehrt, gibt’s die Nobelpreise, sind die durch ist in Frankfurt Buchmesse, danach haben alle Grippe und dann ist Weltspartag - und Halloween. Da sind die, die während des ganzen Zinnobers in den Wald gehen und Pilze suchen, nicht die Dümmsten.
Apropos: Nobelpreis für Dummheit gibt’s leider keinen.
Das Feld der Infragekommenden ist schlicht zu groß.
Deswegen gibt’s wieder die üblichen Auszeichnungen: Medizin, Physik, Chemie.
Da kriegen Menschen, die man nicht kennt, Geld für etwas, das man nicht versteht.
Dann kommt Literatur und man wurde schon wieder übergangen und das obwohl man gerade wieder eine Kriminalkurzgeschichte* veröffentlicht hat. Und brav Newsletter schreibt.
Und danach kommt der Friedensnobelpreis.
Und man denkt sich: Was? Frieden? Bei der Weltlage? Woits mi heckerln? (Für die deutschen Leser: Do you want to pull my leg?)
Das ist doch völlig aus der Zeit gefallen!
Das 21. Jahrhundert ist zwar erst knackige 24 Jahre alt und damit wird es für es langsam Zeit, mit dem Studium fertig zu werden und auf eigenen Beinen zu stehen. Und von zuhause ausziehen sollte es auch, ist aber bei den Wohnungspreisen gar nicht so einfach. Und man fragt es, was es nicht schon alles hätte tun können mit seinen 24 Jahren, das Scheißjahrhundert. Es hätte eine Lehre abschließen können, einen Beruf ausüben und sein eigenes Geld verdienen. Oder ein Start-Up ins Leben rufen. Und so das Geld von wem anderen beim Fenster rausschmeißen. Es hätte auch eine Band gründen können und Protestlieder schreiben können. Protestlieder gegen sich selbst. Es hätte wenigstens eine App entwickeln können!
Was aber hat es getan? Das Jahrhundert, die faule Drecksau!?
Krieg gespielt. Seit Jahr und Tag sitzt es da und produziert eine Krise nach der anderen.
Da fragt man sich doch:
Warum gibt es eigentlich keinen Nobelpreis für Zeitverschwendung? Oder einen Nobelpreis für guten Ideen (die nie umgesetzt wurden)? Oder Nobelpreis für unangebrachte Freundlichkeit?
Oder ganz einfach einen Krisen-Nobelpreis?
Ja, endlich! Ein Preis für Menschen, die aus einigermaßen funktionierenden Systemen einen Sauhaufen machen. Eine Anerkennung für Destruktivitätsmeister. Die gehören doch auch einmal ausgezeichnet. Die suchen doch die Öffentlichkeit. Mit Gewalt.
Die haben doch gerade Konjunktur. Nicht nur in Russland. Nein.
Von dort bekommen sie nur Geld und Internettrolle.
Es gibt sie weltweit. Argentinien, Brasilien, USA, Großbritannien (dort schreiben sie so gar Bücher!) und natürlich in Europa. Auch in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Und selbstverständlich erst recht in Österreich.
Da samma daham! Da gibt es Zustimmungsraten um die 30 Prozent für diese Leute.
Also scheinbar 30 Prozent.
Denn schließlich dürfen alle mit einem anderen Pass in diesen Ländern zwar Steuern zahlen, in der Pflege arbeiten, Müll weg bringen, in Elternabenden sitzen, auf den Bus warten, Notrufe betätigen, Sozialversicherungsbeiträge bezahlen, oder „Möchten Sie noch etwas dazu?“ sagen, aber eins dürfen sie nicht: Wählen.
Weshalb sie sich auch wunderbar zum wehrlosen Sündenbock eignen.
Dürften die nämlich auch wählen, wären sie plötzlich nämlich kein Problem mehr, sondern eine Wählergruppe, die „adressiert“ werden müßte. Der man ein „Angebot machen“ sollte. Und obendrein wären die 30 Prozent aufgrund der größeren Zahl abgegebener Stimmen auch keine 30 Prozent mehr. Sondern weniger.
Allerdings hätte diese Anhänger der Destruktiven dann zwar weniger Prozente, aber natürlich immer noch „Heimat im Herzen“.
Ein seltsamer Begriff übrigens: Heimat im Herzen. Jedesmal, wenn man das liest, sagt man sich: Das klingt doch nach einer Diagnose.
„Warum ist denn der Manfred seit neuestem so schlecht drauf?“
- „Dem geht’s nicht gut. Der hat doch Heimat im Herzen!“
„Der Arme… das ist ja so schlecht fürs Gehirn. Mein Opa hat das auch gehabt, der ist innerhalb eines Jahres völlig verblödet.“
Vielleicht sollte man all das pathologisch betrachten: Heimat, Patriotismus, Nationalismus… das ist keine politische Überzeugung. Das ist eine gefährliche, ansteckende Krankheit. Zuerst hast Du Heimat im Herzen, dann streut das Zeug und dann hast du Grant in der Galle, Neid in der Niere, Machiavellismus im Magen, Rassismus im Rachen und Zynismus auf der Zunge.
Es könnte auch sein, dass diese Krankheiten das Knochenwachstum hemmen.
Es gibt ja Politiker, die nicht sehr groß sind und ständig von Heimat sprechen.
Besteht da vielleicht ein direkter Zusammenhang?
Vielleicht sollten wir diese Wahlergebnisse und die dazugehörigen Überzeugungen endlich mal als medizinisches Problem begreifen. Nicht als geistig verwirrte Einzeltäter, sondern als emotional verrohte Massenbewegung. Also eine Pandemie.
Und wer weiß, was dagegen zu tun ist, der… oder die… oder das… bekommt den Nobelpreis.
Wenn’s sein muß auch den für unangebrachte Freundlichkeit.
*Messer, Gabel, Mord - Küchenkrimis. U.a. mit einer Geschichte von Severin Groebner erschienen im Residenz Verlag.
Nobelpreis für unangebrachte Freundlichkeit
13. Oktober 2024Dieser Oktober!
Immer dasselbe mit ihm: Kaum sind die Alkoholleichen von der „Wiesn“ weggekehrt, gibt’s die Nobelpreise, sind die durch ist in Frankfurt Buchmesse, danach haben alle Grippe und dann ist Weltspartag - und Halloween. Da sind die, die während des ganzen Zinnobers in den Wald gehen und Pilze suchen, nicht die Dümmsten.
Apropos: Nobelpreis für Dummheit gibt’s leider keinen.
Das Feld der Infragekommenden ist schlicht zu groß.
Deswegen gibt’s wieder die üblichen Auszeichnungen: Medizin, Physik, Chemie.
Da kriegen Menschen, die man nicht kennt, Geld für etwas, das man nicht versteht.
Dann kommt Literatur und man wurde schon wieder übergangen und das obwohl man gerade wieder eine Kriminalkurzgeschichte* veröffentlicht hat. Und brav Newsletter schreibt.
Und danach kommt der Friedensnobelpreis.
Und man denkt sich: Was? Frieden? Bei der Weltlage? Woits mi heckerln? (Für die deutschen Leser: Do you want to pull my leg?)
Das ist doch völlig aus der Zeit gefallen!
Das 21. Jahrhundert ist zwar erst knackige 24 Jahre alt und damit wird es für es langsam Zeit, mit dem Studium fertig zu werden und auf eigenen Beinen zu stehen. Und von zuhause ausziehen sollte es auch, ist aber bei den Wohnungspreisen gar nicht so einfach. Und man fragt es, was es nicht schon alles hätte tun können mit seinen 24 Jahren, das Scheißjahrhundert. Es hätte eine Lehre abschließen können, einen Beruf ausüben und sein eigenes Geld verdienen. Oder ein Start-Up ins Leben rufen. Und so das Geld von wem anderen beim Fenster rausschmeißen. Es hätte auch eine Band gründen können und Protestlieder schreiben können. Protestlieder gegen sich selbst. Es hätte wenigstens eine App entwickeln können!
Was aber hat es getan? Das Jahrhundert, die faule Drecksau!?
Krieg gespielt. Seit Jahr und Tag sitzt es da und produziert eine Krise nach der anderen.
Da fragt man sich doch:
Warum gibt es eigentlich keinen Nobelpreis für Zeitverschwendung? Oder einen Nobelpreis für guten Ideen (die nie umgesetzt wurden)? Oder Nobelpreis für unangebrachte Freundlichkeit?
Oder ganz einfach einen Krisen-Nobelpreis?
Ja, endlich! Ein Preis für Menschen, die aus einigermaßen funktionierenden Systemen einen Sauhaufen machen. Eine Anerkennung für Destruktivitätsmeister. Die gehören doch auch einmal ausgezeichnet. Die suchen doch die Öffentlichkeit. Mit Gewalt.
Die haben doch gerade Konjunktur. Nicht nur in Russland. Nein.
Von dort bekommen sie nur Geld und Internettrolle.
Es gibt sie weltweit. Argentinien, Brasilien, USA, Großbritannien (dort schreiben sie so gar Bücher!) und natürlich in Europa. Auch in Brandenburg, Sachsen und Thüringen. Und selbstverständlich erst recht in Österreich.
Da samma daham! Da gibt es Zustimmungsraten um die 30 Prozent für diese Leute.
Also scheinbar 30 Prozent.
Denn schließlich dürfen alle mit einem anderen Pass in diesen Ländern zwar Steuern zahlen, in der Pflege arbeiten, Müll weg bringen, in Elternabenden sitzen, auf den Bus warten, Notrufe betätigen, Sozialversicherungsbeiträge bezahlen, oder „Möchten Sie noch etwas dazu?“ sagen, aber eins dürfen sie nicht: Wählen.
Weshalb sie sich auch wunderbar zum wehrlosen Sündenbock eignen.
Dürften die nämlich auch wählen, wären sie plötzlich nämlich kein Problem mehr, sondern eine Wählergruppe, die „adressiert“ werden müßte. Der man ein „Angebot machen“ sollte. Und obendrein wären die 30 Prozent aufgrund der größeren Zahl abgegebener Stimmen auch keine 30 Prozent mehr. Sondern weniger.
Allerdings hätte diese Anhänger der Destruktiven dann zwar weniger Prozente, aber natürlich immer noch „Heimat im Herzen“.
Ein seltsamer Begriff übrigens: Heimat im Herzen. Jedesmal, wenn man das liest, sagt man sich: Das klingt doch nach einer Diagnose.
„Warum ist denn der Manfred seit neuestem so schlecht drauf?“
- „Dem geht’s nicht gut. Der hat doch Heimat im Herzen!“
„Der Arme… das ist ja so schlecht fürs Gehirn. Mein Opa hat das auch gehabt, der ist innerhalb eines Jahres völlig verblödet.“
Vielleicht sollte man all das pathologisch betrachten: Heimat, Patriotismus, Nationalismus… das ist keine politische Überzeugung. Das ist eine gefährliche, ansteckende Krankheit. Zuerst hast Du Heimat im Herzen, dann streut das Zeug und dann hast du Grant in der Galle, Neid in der Niere, Machiavellismus im Magen, Rassismus im Rachen und Zynismus auf der Zunge.
Es könnte auch sein, dass diese Krankheiten das Knochenwachstum hemmen.
Es gibt ja Politiker, die nicht sehr groß sind und ständig von Heimat sprechen.
Besteht da vielleicht ein direkter Zusammenhang?
Vielleicht sollten wir diese Wahlergebnisse und die dazugehörigen Überzeugungen endlich mal als medizinisches Problem begreifen. Nicht als geistig verwirrte Einzeltäter, sondern als emotional verrohte Massenbewegung. Also eine Pandemie.
Und wer weiß, was dagegen zu tun ist, der… oder die… oder das… bekommt den Nobelpreis.
Wenn’s sein muß auch den für unangebrachte Freundlichkeit.
*Messer, Gabel, Mord - Küchenkrimis. U.a. mit einer Geschichte von Severin Groebner erschienen im Residenz Verlag.
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- Simply the Best 31.12.2023
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- Ist das noch normal? 16.07.2023
- Vom Amts wegen 08.07.2023
- Vom Anfangen und Enden 04.07.2023
- Sag zum Abschied leise... 23.06.2023
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- What's Tina got to do with it? 02.06.2023
- Nicht weitersagen 26.05.2023
- Hier spricht der Fürer 19.05.2023
- Der Gipfel der Ermüdung 12.05.2023
- Besser als 05.05.2023
- Tu felix austria scribe 28.04.2023
- Medienlandschaftspflege 21.04.2023
- Die Maschine und wir 15.04.2023
- Grundsicherung Grillparzer! 07.04.2023
- Vorwärts! 31.03.2023
- Griff ins Klo 24.03.2023
- Bewegung auf der Stelle 10.03.2023
- Die gar nicht so geheime Weltregierung 24.02.2023
- Neutralisierungen 24.02.2023
- Ski Unheil 17.02.2023
- Der Kommerziar geht um 10.02.2023
- Die Geschichte der Welt nach G. Waldhäusl 03.02.2023
- Wahlberichtigungserstattung 27.01.2023
- Das Leben danach 20.01.2023
- Daham bleibt daham 13.01.2023
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Das Leiwandste 06.01.2023
-
Was wird das Jahr bringen 30.12.2022
- Gaben, die von Herzen kommen 23.12.2022
- Keep Smiling 16.12.2022
- Adel verdichtet 09.12.2022
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- Es wird heller, doch nicht ganz 4.11.2022
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Platz da! 28.10.2022
- Nach dem Licht 21.10.2022
- Dumme Schärfe 14.10.2022
- Quanten und Qual 07.10.2022
- Der Erklär-Wer 30.09.2022
- Mars macht mobil 23.09.2022
- Kultur, porentief rein 16.09.2022
- Sad Britain 9.09.2022
- Random Russia 2.09.2022
- Real Austria 26.08.2022
- Wer aller Bundespräsident/in werden will 19.08.2022
- Liebe ohne Ablaufdatum 12.08.2022
- Läuft wie geschmiert 05.08.2022
- Gelderschöpfung 29.7.2022
- Kuwait und breit 22.7.2022
- Die Unsersten 15.7.2022
- Wir leben in den 90ern 08.7.2022
- Schön sprechen 01.7.2022
- Die Lebenswerte 17.6.2022
- Wie bitte? 17.6.2022
-
Mephisto, Redl und die österreichische Seele 10.6.2022
- Türkische Truthähne, ungarische Unnachgiebigkeit 03.6.2022
- Wie dieser Text entsteht 27.5.2022
- Mei potschertes Leben 20.5.2022
- Was das Volk begehrt 13.5.2022
- Die Logik des Krieges 06.5.2022
- Hauptsache weg 15.4.2022
- Wer hat sich denn was dabei gedacht? 29.4.2022
- Immer diese Familie 08.4.2022
- Ach, wie praktisch 01.4.2022
- Die Verfassung des Landes 25.3.2022
- Der Stoff aus dem die Träume sind 18.3.2022
- Die Traurigste der traurigen 11.3.2022
- Putin verstehen 4.3.2022
- Kann man sich nicht ausdenken 25.2.2022
- Systemrelevant 18.2.2022
- Artensterben in der Politik 11.2.2022
- Was wir denken 28.01. 2022
- Wahrheit für alle! 21.01.2022
- Völlig unpolitisch! 14.01. 2022
-
Lost & Found 07.01. 2022
- 2021, Du musst jetzt gehen 17.12. 2021
- Ein schlechter Ruf zu verlieren 10.12. 2021
- The real thing 03.12. 2021
- Wer wird denn so impfpfindlich sein? 26.11. 2021
- Draußen vor der Tür 20.11. 2021
- Aus dem Meer ins Herz 12.11. 2021
- Happycalypse 05.11. 2021
- Jung sein ist auch nicht nur schön 29.10. 2021
- Wo-samma-daham-Tag 22.10. 2021
- Demokratie fürs Smartphone? 15.10. 2021
- Morgen? Rot 01.10. 2021
- Wahlfanggebot 24.09.2021
- Es ist ein harter Job, aber einer muss ihn machen 17.09. 2021
- Immer wieder, immer wieder ... 13.09. 2021
- Psychisch radikalisiert und politisch krank 03.09.2021
- Wiederholungstäter 27.08. 2021
- Das Leben der Anderen 20.08.2021
- Net so genau 13.08. 2021
- Weltunkultur 06.08. 2021
- Sag zum Abschied leise "Hallo!" 30.07. 2021
- Auto-kratie 23.07. 2021
- Doctor Joy und Mister Dosko 16.07. 2021
- Wenn ich das gemacht habe, dann ... 09.07. 2021
- Generation "Gefällt mir nicht" 25.06. 2021
- Wie früher 18.06.2021
- Fussballistik 11.06.2021
- Weltmacht im Verborgenen 28.05 2021
- Die weiße Eminenz 21.05.2021
- Immunität und Allergie 14.05.2021
- Tag der Meinungsbefreiung 08.05.2021
- Krakau ist überall 16.04.2021
- Neue Worte in alten Schläuchen 09.04.2021
- Vor dem Hahnenschrei 02.04.2021
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-
I am not from Austria 12.03.2021
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Les Histoires d'amour... 05.03.2021
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Kurz angedacht 26.02.2021
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- Das Jahr in 51 Stichworten 01.01. 2021



