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Groebners neuer Glossenhauer
Der neue Glossenhauer

Berufswunsch: Brückenbauer

29. April 2025

Dieser Newsletter erscheint mit Respektabstand.
Ich wollte noch abwarten, bis die erste Trauerarbeit getan ist. Wo doch ein so Großer von uns gegangen ist. Einer, der viele Menschen bewegt hat. Und nein, ich spreche nicht von Peter Rapp, der seit Jahrzehnten österreichische Fernsehzuseher in seinen Bart… äh… in seinen Bann gezogen hatte, nein, ich spreche von einem anderen, großen Entertainer: Franziskus, the Pope.

Der guade, oide Franzl.
Er war einfach ein netter Typ: kleines Auto, flotte Sprüche, bescheidenes Auftreten und großer Freund von Karnickeln und Katholiken. Manchmal konnte er die auch gar nicht so auseinander halten.

Und er war ein großer Illusionist. Wer sonst schafft es, einem verknöcherten, autoritären System voller Machtmissbrauch und alter Männer mit aus der Zeit gefallenen Vorstellungen den Anschein von Mitmenschlichkeit und Wärme zu geben? Sowas schafft nur ein großer Schausteller.

Und wie geschickt er das gemacht hat.
Gleich nach seiner Wahl hat er sich vor die Menschen gestellt und die Menge mit nur zwei Worten verzaubert: „Guten Abend.“
Wahnsinn!
Es wird jetzt schon überlegt, wie das sein Nachfolger noch toppen kann.
Was wird der nach der Wahl sagen?
„Griaß Eich!“
Oder eher: „Moin moin.“
Oder: „Grüß Gott, Herr Kompott!“ (Um auch die Glaubensinhalte zu betonen).
Oder: „Leck mich am Arsch sind das viele Leute!“ (Um sich als Mensch mit Gefühlen zu präsentieren)
Oder: „Hände falten, Goschen halten!“ (Um die Traditionen dieses global-agierenden Mystery-Anbieter wieder in den Vordergrund zu stellen)
Oder wird er dem Medienzeitalter entsprechend direkt in die Kameras schauen, sich der Welt zu wenden und sagen:
„Ich möchte meine Kinder zu Hause grüßen. Das wird jetzt eine Zeit dauern, bis der Papa wieder nach Hause kommt.“

Wir wissen es nicht.
Vor allem deshalb, weil wir gar nicht wissen, wer der Nachfolger wird.

Obwohl ich einen klaren Favoriten habe: Mich. Ja, ich werde Papst.
Warum? Weil ich das kann. Und weil ich auch eine Ahnung habe, was zu tun ist.
Denn mein Programm für das nächste Pontifikat steht schon fest und ist einfach aber klar.

  • Erstens: Die Kirche ist viel zu modern.
    Die katholische Kirche muß zurück zu den Wurzeln. Und das mit den modernsten Mitteln. Das heißt vor allem: die Sprache in der Messe muss sich ändern. Es darf natürlich nicht mehr in der jeweilige Landessprache von der Kanzel gepredigt werden, sondern jene Sprache, die die Kirche groß gemacht hat. Und damit ist Latein…
    …natürlich nicht gemeint. Das ist neumodischer Quatsch! Den hat Konstantin I. den Gläubigen aufs Aug’ gedrückt.

    Aber auch vom Altgriechischen rede ich nicht. Denn diese Sprache hat ja erst dieser Wendehals und Kommunikationsberater Paulus (der mit den Briefen) mit ins christliche Boot gebracht.

    Nein, die Messe muss wieder in der Sprache Jesu gehalten werden: auf Aramäisch.
    Da das aber keiner kann, kriegt jeder Katholik bei der Erstkommunion ein Smartphone mit Übersetzungs-App, damit er auch weiß, wie die wichtigen katholischen Begriffe „Unbefleckte Empfängnis“, „Kirchensteuerbescheid“ oder „systematischer, sexueller Missbrauch“ auf Aramäisch heißen.

    Dass man mit dem Ding dann auch alle Gläubigen überwachen kann, um sie bei der Beichte zu fragen, ob sie nicht vergessen haben, etwas zu gestehen (zum Beispiel den Besuch der Webseite XXX am letzten Montag um 12:53, also während der Arbeitszeit), ist ein angenehmer Nebeneffekt. Dem globalen Überwachungskapitalismus muss die Kirche schließlich etwas entgegen setzen: Den globalen Überwachungskatholizismus.
    Das ist auch eine Rückbesinnung auf gute, katholische Traditionen. Stichwort: "Gott sieht alles.“ Nur diesmal eben wirklich.

  • Zweitens: Die Kirche ist viel zu liberal.
    Einerseits. Andererseits fühlen sich die Frauen im Katholizismus seltsamerweise zu wenig repräsentiert. Und das bei einer Quote von 100 Prozent Männern in den geweihten Kirchenämtern. Versteh einer die Frauen! Da gibt man ihnen 100 Prozent und dann sind sie auch nicht zufrieden. Da kann ich als Papst natürlich helfen, denn 2000 Jahre Sexismus haben sich bewährt. Dorthin muss man wieder zurück.
    Aber natürlich: neu, volksnah, offen für aktuelle Entwicklungen, und so dass sich die Frauen „mitgenommen“ fühlen.

    Also werde ich das Priesteramt für Frauen öffnen. Und zwar im Stil der Formel 1.
    Schließlich ist das auch ein international agierender, sexistischer Männerhaufen, der sehr viel heiße Luft ausstößt.
    Dort wurden die „Grid Girls“ abgeschafft, ein Zeichen des Herren sie in der katholischen Kirche wieder einzuführen. Also: Priesterweihe für Frauen? Okay, aber nur, wenn die Kandidatinnen den „Boxenluder“-Test bestehen können. Also: Blond, maximal 25, minimal Körbchengröße D, gut im posieren, geübt im Verteilen von wein-ähnlichen Getränken an Massen (Kelchkommunion oder Sektdusche - wo ist der Unterschied?) und inhaltlich… absolut unauffällig.
    Also Priesterinnen, von denen „echte Männer“ feucht träumen.

    Und so werde ich die katholische Kirche nicht nur für Frauen öffnen, sondern auch wieder für junge Männer attraktiv machen. Denn, wo leicht bekleidete junge Damen sind, sind paarungswillige Männchen im selben Alter nicht weit.
    Und das Nachwuchsproblem löst sich dann auch von selbst. Denn natürlich dürfen Priester keine Kinder zeugen. Aber gegen Empfängnis hat ja keiner was gesagt.

  • Und schließlich Drittens - das Wichtigste - die Kirche ist gespalten.
    Es gibt viel zu viele unterschiedliche Strömungen in der eiligen Mutter Kirche:
    Liberal gegen konservativ, Homosexuellen-Hasser gegen schwule Netzwerke in der Kurie, Kinderschänder versus vergreiste Pfarrer, synodaler Weg gegen Kirchenbüroktratie, Kirche von unten contra Bischofsherrschaft, dazu noch dunkle Finanzströme, immenser Immobilienbesitz, Akkumulation von riesigen Mengen von Kapital und - als wäre das alles nicht schon undurchsichtig genug - glauben manche in der Kirche obendrein an einen gewissen „Gott“.


Kurz gesagt: das ist ein Sauhaufen.
Deshalb werde ich Ordnung hinein bringen und die Kirche einigen.
Und zwar mit einem ganz einfachen Trick.

Schließlich eint nichts eine Gemeinschaft mehr als: ein gemeinsamer Feind. Und das werde ich sein. Ich werde die Kirche vereinen, indem ich einfach alle, wirklich alle Menschen in der Katholischen Welt gegen mich aufbringe.

Ich lasse etwa als Papst, alle Kirchen weltweit türkis-orange-kariert anstreichen. In Weltgegenden, wo man gegen das Farbenfrohe nichts einzuwenden hat, werden die Kirchen dagegen einfach durch ein Parkhaus ersetzt.

Statt der üblichen Nachthemden, die die Priester zur Zeit tragen, wird es Pflicht im Pyjama vor die Gemeindemitglieder zu treten. Der katholische „Out of Bad Look“ muss endlich zeitgemäß und natürlich wirken. Deshalb wird auch während der Messe kein Brot oder Wein mehr angeboten werden, sondern der Kommunion-Automat neben dem Altar lädt die Religionsuser ein, sich auch mal einen gesegneten Schokoriegel gegen den kleinen spirituellen Hunger zwischendurch oder einen Energy-Drink für mehr religiöser Power zu ziehen.

Erstens kann man all diese transzendenten Snacks auch mit Karte bezahlen - schon jetzt höre ich das zarte „Biep!“ nach erfolgreichem Kaufvorgang durch die heiligen Hallen hallen - und zweitens sind all diese Produkte mit Stimmungsaufhellern und geistigen Weichmachern wie Alkohol (aus Tradition), synthetischen Opiaten, Ketamin oder anderen psychotropen Substanzen versetzt. Denn naturwissenschaftliche Paradoxa wie Himmelfahrt, Jungfrauengeburt und Auferstehung glaubt man einfach viel besser, wenn man ordentlich einen Sitzen hat und völlig zugedröhnt das Kirchenschiff sich um einen herum zu drehen beginnt.

Und zweitens kann man durch gratis Abgabe von Suchtmitteln, die Menschen fest an die Kirche binden. Die kommen garantiert nächste Woche wieder für den gratis Trip.
Süchtige sind einfach eine sehr, sehr, sehr treue Gefolgschaft.

Und wenn all das nicht ausreichende Gründe sein sollten, mich zum Papst zu machen… dann trete ich einfach die Nachfolge von Peter Rapp an und lass mir einen Bart wachsen.
Warum? Weil es der Herr will.
Halleluja!
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